Die Bibliothek wurde 1933 von Alfred Wiener zusammen mit David Cohen als Jewish Central Information Office (JCIO) in Amsterdam gegründet, um über die Verfolgung von Juden durch die Nationalsozialisten zu informieren. Wiener war zuvor Mitarbeiter im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in Berlin, wo er seit der Veröffentlichung von Hitlers Mein Kampf 1925 angefangen hatte, die nationalsozialistische Bewegung und den einhergehenden Anstieg des Antisemitismus in Deutschland zu dokumentieren. Nach Hitlers Machtergreifung floh er 1933 nach Amsterdam und brachte 1939 kurz vor der deutschen Besatzung sich und sein Material nach London in Sicherheit. Die Wiener Holocaust Library ist eine der weltweit führenden und umfangreichsten Archive über den Holocaust und das nationalsozialistische Deutschland. Sie verfügt über eine einzigartige Sammlung von über einer Million Objekten, un/veröffentlichte Werke, Presseausschnitte, Fotografien und Augenzeugenberichte, darunter auch unzählige Berichte von Geflüchteten.
Ein Großteil unserer Materialien zu Vilnius basiert auf einem Fund in der Wiener Holocaust Library. Hier entdeckte Miriam Schulz das Archiv des Geflüchtetenkollektivs Komitet tsu zamlen materialn vegn yidishn khurbn in Poyln 1939 (Komitee zum Sammeln von Material über die Zerstörung jüdischer Gemeinden in Polen 1939). Das Komitee wurde im November 1939 von einem polnisch-jüdischen Geflüchtetenkollektiv in Vilnius gegründet, um auf Basis von Geflüchtetenberichten die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschland gegen die jüdische Bevölkerung im besetzten Polen zu dokumentieren. Sie gilt als eine der frühesten historischen jüdischen Komission, die im Schatten des einsetzenden Holocaust dokumentarisch Widerstand leistete. Einige Dokumente ihres Archivs sind Teil des We Refugees Archive.