Paydar: Über die Arbeit im Tourismus zu Sprachen und Menschen

Paydar H. ist ein Kurde aus Aleppo in Syrien. Nach der Bombardierung der Stadt im Jahr 2013 floh er im Alter von 24 Jahren nach Istanbul. Er entschied, sein in Syrien begonnenes Studium nicht wieder aufzunehmen, sondern stattdessen zu arbeiten. Er heiratete im Jahr 2015, hat zwei Kinder und arbeitet in einer internationalen Organisation als Dolmetscher. In diesem Interviewabschnitt spricht er darüber, wie er sich über die Arbeit im Tourismussektor ein gutes, wirtschaftlich abgesichertes Leben aufbaute, Türkisch und Spanisch lernte und viele neue Menschen kennenlernte.

Paydar H. in Istanbul. Privates Foto.

In the work, I was working tourism sector, so my bosses they are Kurdish as well. So they didn’t speak that much Kurdish, but they were speaking a little bit. So I was speaking Kurdish and English to them because they were working in tourism sector. I found out that only people who work in tourism sector, or those who study in private colleges can speak English. Except these people nobody can speak English in Turkey. […]

There weren’t any teaching facilities that I benefited from. I just use my own experience to learn from people that I work with them. They try to talk with me in Turkish and I tried to talk as well. I’m a very fast learner for languages, so it took me almost one year to like speak very good Turkish. And with that, I was learning Spanish as well. I loved the time of 2014 and 2015, it was amazing two years.

[…] At that time, Turkey was a better place. It was more relaxed. Then the currency wasn’t so low as now, economic situation was better for all the people. So the people were more relaxed, they didn’t care about the migrants. And my people was having a good life here in Turkey. Especially me, I was working in tourism sector. I was gaining a good amount of money, like a great amount as a small worker there, that my bosses were gaining a tremendous amount of money. I was gaining money and I had a good life. I was meeting a lot of people. I loved working in tourism sector because it was meeting like; I was talking to 30, 40 persons a day, not only about work or when I was selling them goods, but I was also asking them something about their life, their experiences. I learnt that the world is not just Syria, Aleppo or Turkey; people have different mindsets, different cultures, those were enlightening for me, and it shaped my personality a lot.

 

 

 

 

 

Paydar H. in Istanbul. Privates Foto.

Bei der Arbeit, ich habe im Tourismussektor gearbeitet, also meine Chefs, die sind auch kurdisch. Sie sprachen nicht so viel Kurdisch, aber ein bisschen schon. Also habe ich mit ihnen Kurdisch und Englisch gesprochen, weil sie im Tourismussektor arbeiteten. Ich fand heraus, dass nur Leute, die im Tourismussektor arbeiten, oder diejenigen, die an privaten Hochschulen studieren, Englisch sprechen können. Außer diesen Leuten kann niemand in der Türkei Englisch sprechen. […]

Es gab keine Lernangebote, von denen ich profitiert habe. Ich nutze nur meine eigenen Erfahrungen, um von den Leuten zu lernen, mit denen ich arbeite. Sie versuchen, sich mit mir auf Türkisch zu unterhalten, und ich versuche auch zu sprechen. Ich bin ein sehr schneller Sprachenlerner, also habe ich fast ein Jahr gebraucht, um sehr gut Türkisch zu sprechen. Und dabei habe ich auch noch Spanisch gelernt. […] Ich habe die Zeit von 2014 und 2015 geliebt, es waren unglaubliche zwei Jahre.

[…] Zu dieser Zeit war die Türkei ein besserer Ort. Es war entspannter. Damals war die Währung nicht so niedrig wie jetzt, die wirtschaftliche Situation war besser für alle Menschen. Die Leute waren also entspannter, sie haben sich nicht um die Migrant*innen gekümmert. Und meine Leute hatten ein gutes Leben hier in der Türkei. Besonders ich, ich habe im Tourismussektor gearbeitet. Ich verdiente gut, als kleiner Arbeiter verdiente ich viel Geld, meine Chefs verdienten enorm viel Geld. Ich verdiente Geld und hatte ein gutes Leben. Ich lernte viele Leute kennen. Ich liebte es, in der Tourismusbranche zu arbeiten, weil ich mit 30, 40 Personen am Tag sprach, nicht nur über die Arbeit oder wenn ich ihnen Waren verkaufte, sondern ich fragte sie nach ihrem Leben, ihren Erfahrungen. Ich habe gelernt, dass die Welt nicht nur aus Syrien, Aleppo oder der Türkei besteht; die Menschen haben unterschiedliche Mentalitäten, unterschiedliche Kulturen, das war aufschlussreich für mich, und es hat meine Persönlichkeit sehr geprägt.

 

 

 

Paydar H. ist ein Kurde aus Aleppo in Syrien. Nach der Bombardierung der Stadt im Jahr 2013 floh er im Alter von 24 Jahren mit seinem Bruder über Afrin in Syrien in die Türkei und erreichte am 15. Mai 2013 Istanbul. Nachdem er in Istanbul eine Wohnung gefunden hatte, kamen seine Eltern und seine Schwester nach. Er entschied, sein in Syrien begonnenes Studium nicht wieder aufzunehmen, sondern stattdessen zu arbeiten. Er heiratete im Jahr 2015, hat zwei Kinder und arbeitet in einer internationalen Organisation als Dolmetscher.

In diesem Interviewabschnitt spricht er darüber, wie er sich über die Arbeit im Tourismussektor ein gutes, wirtschaftlich abgesichertes Leben aufbaute, Türkisch und Spanisch lernte und viele neue Menschen kennenlernte.

Das Interview wurde von Elif Yenigun im Auftrag des We Refugees Archivs im März 2021 über Zoom auf Englisch geführt.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche © Minor