Barry: Arbeiten, um zu überleben

Barry Chukudi kommt aus Nigeria, aus Biafra. Er floh 2013 aufgrund der Gewalt des nigerianischen Militärs im Kampf um die Unabhängigkeit der Biafra-Region in die Türkei. Er spricht über den Weg zu einer eigenen Wohnung und wie sich seine Familie und er finanzieren.

 

Barry Chukudi, privates Foto. 2021.

Initially, we came to Istanbul, I don’t know anybody. When we came, we see some black people and they told us a place, Tarlabaşı in Taksim. We met some people in Tarlabaşı, there was a grand room and ten people were living in that room. We took a room with 7-8 people, then we stayed 2-3 days in that place. So those guys help us to get a small house. So, when we get the place, the man said that you will pay 300 TL, every month. Then we said that we don’t have money, so he took that price to 250 TL. We said okay, now we were looking for job, we didn’t see any job, then we were introduced with a man. He was living in a beautiful house, and we started to work, sometimes we work from 8:00 AM to 17:00 AM and he gave us 50 TL, about seven or six months we worked at that house the other people joined us and we stayed around 11 people in that little place. So, we go out in the mornings, if we see any work, we worked. We started making contacts with some people who were building house. They came and took us, we go and work, they gave us 50 TL, sometimes they bought food for us. It’s not easy for us. That is how we are coming until today. As I am talking to you now, after 3-4 years, things have been changed. I met with good people. Me, my sister and my wife, we started to make contacts, then we start to get money to be able to rent a home. So, as I am talking to you now, we are in a room, one room with my son and my wife. She is working three times in a week, sometimes she makes cleaning, this is how we are able to stay here. It’s not being easy for us. But Turkey is better for us, at least we are alive.

Barry Chukudi, privates Foto. 2021.

Am Anfang, als wir in Istanbul ankamen, habe ich niemanden gekannt. Wir habe ein paar Schwarze Menschen gesehen und sie haben uns empfohlen, nach Tarlabaşı, zum Taksim zu gehen. In Tarlabaşı haben wir dann ein paar Leute getroffen, es war ein großer Raum, 10 Leute haben da gelebt. Wir haben in einem Raum mit sieben oder acht Leuten geschlafen. Wir blieben zwei, drei Tage dort. Die Leute haben uns geholfen eine kleine Wohnung zu bekommen. Der Mann sagte, wir müssten 300 türkische Lira [ca. 30 Euro] pro Monat zahlen. Wir haben ihm gesagt, wir hätten nicht so viel Geld. Da hat er den Preis auf 250 TL gesenkt. Ok, sagten wir uns, jetzt brauchen wir einen Job. Wir suchten und irgendwann wurden wir einem Mann vorgestellt. Er hat in einem wunderschönen Haus gelebt und wir haben angefangen, für ihn zu arbeiten. Manchmal von 8 Uhr bis 17 Uhr. Er hat uns ungefähr 50 TL gegeben. Wir haben da ein halbes Jahr gearbeitet. Andere Leute haben sich uns angeschlossen, wir waren zu elft in einem kleinen Raum. Morgens sind wir los, wenn wir Arbeit gefunden haben, haben wir gearbeitet. Wir haben Kontakte mit Menschen aufgenommen, die Häuser bauen. Sie sind gekommen, haben uns zu ihrer Baustelle gebracht und dann haben wir dort gearbeitet. Sie haben uns 50 TL [ca. 4,80 €] gegeben. Manchmal haben sie auch Essen für uns eingekauft. Es war nicht einfach für uns. So sind wir dahin gekommen, wo wir jetzt sind. Drei oder vier Jahre später haben sich die Dinge geändert. Ich habe gute Menschen getroffen. Ich, meine Schwester und meine Frau haben Kontakte gemacht. Dann haben wir angefangen Geld zu verdienen und konnten eine Wohnung mieten. Also zurzeit sind wir in einem Raum, ein Raum für meinen Sohn, meine Frau und mich. Meine Frau arbeitet dreimal die Woche, manchmal putzt sie. Dadurch können wir hier leben. Es ist nicht leicht. Aber es ist besser für uns in der Türkei zu sein, wenigstens sind wir am Leben.

Barry kommt aus der Biafra-Region in Nigeria. Die Region war von 1967-1970 kurzzeitig unabhängig. Aus der Bevölkerung heraus gibt es weiter Bestrebungen sich von Nigeria abzuspalten, teils mit Waffengewalt. Das nigerianische Militär geht gewaltsam dagegen vor. Nach Amnesty-Berichten starben durch das Militär mindestens 115 Menschen, davon viele Zivilisten. 11Amnesty International, 2021: Nigeria 2020. https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/nigeria-2020 (18.10.2021).

Barry lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Istanbul.

    Fußnoten

  • 1Amnesty International, 2021: Nigeria 2020. https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/nigeria-2020 (18.10.2021).

Das Interview wurde 2021 von Elif Yenigun im Auftrag des We Refugees Archivs per Videotelefonat auf Englisch geführt.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche © Minor