Ein unbekannter Autor schreibt in einer DP-Lagerzeitschrift über die Unzulänglichkeiten, die ein einzelner Begriff für alle Displaced Persons mit sich bringt.
Allgemeine Bezeichnungen sind oft nicht richtig. Am deutlichsten beweisen das die zwei weltberühmten Buchstaben D.P. Ihre richtige Bedeutung ist Displaced Person – verschleppte Personen […]. Für uns jüdische DPs ist das sicher eine richtige Bezeichnung. Wir sind heimatlose Menschen, die ihren Liebsten verloren haben, und wir können nicht in unsere ehemaligen Zuhause zurückkehren, selbst nach dem Waffenstillstand. […] Lasst uns aber die andere Kategorie von DPs anschauen. Es handelt sich um nichtjüdische Personen, für die die Bezeichnung DPs – verschleppte Personen – nicht passend ist. […] Sie haben sich freiwillig dem Nationalsozialismus angeschlossen. […] Während wir DPs sind, verschleppte Personen, sind sie PDs, politische Desperados.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin zum Zufluchtsort für Millionen von Geflüchteten und Displaced Persons. Unter den DP-Status fielen mehrere Gruppen von Menschen, die ihr Zuhause durch Krieg, Versklavung und Verfolgung verloren hatten. So fanden sich neben ehemaligen Zwangsarbeiter:innen, ausländischen Vertragsarbeiter:innen und Kriegsgefangenen auch jüdische Displaced Persons in Berlin wieder. Sie waren aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern oder auf Todesmärschen befreit worden oder kehrten aus dem Exil zurück. Sie nannten sich she’erit hapletah, „die letzten Überlebenden“. Für die meisten von ihnen war Deutschland als das Land der Täter:innen der letzte Ort, an dem sie bleiben wollten.
In der zerstörten Stadt wurden drei größere Durchgangslager für jüdische DPs eingerichtet. Die erneute Unterbringung in Durchgangslagern wirkte auf viele jüdische DPs retraumatisierend. Innerhalb weniger Monate entwickelten sich die Lager zu selbstverwalteten kleinen Städten innerhalb des Stadtraums Berlin. Die Lager blieben nur bis 1948 bestehen, doch einige Bewohner:innen blieben für immer.
Im August 1946 erschien die erste Ausgabe der jiddischsprachigen Lagerzeitung Undser Lebn, die das zentrale Organ des Lagerlebens sein sollte. Oft humoristisch geschrieben, widmeten sich die Autoren Themen von sozialem, politischem und kulturellem Interesse. Die Zeitung erschien in unregelmäßigen Abständen und hatte eine Auflage von bis zu 3.000 Stück. Darüber hinaus erschienen in den DP-Lagern zahlreiche jiddischsprachige Publikationen. Separate jiddische Bibliotheken wurden eingerichtet.