Ein erstaunlich schöner und verheerend harter Ort zum Leben – Alaa Hassans fotografischer Blick auf Istanbul
Der syrische Fotograf Alaa Hassan blickt auf die Stadt Istanbul – als Zufluchts- und Transitstadt für andere syrische Geflüchtete, als Metropole und Schmelztiegel, als Ort des atemlosen Alltags und kleiner ruhiger Momente.
Alaa Hassan über seine Fotoreihe:
Ich habe Istanbul aus der Sicht meiner syrischen Landsleute fotografiert, die zumeist im Begriff waren, in der Türkei zu Flüchtlingen zu werden oder auf dem Weg nach Europa waren. Ich konzentrierte mich auf Istanbul als einen Ort des Transits. Sei es in Bezug auf das Reisen, die Wirtschaft oder die Kultur. Die Verschmelzung von Europa und der mittleren Türkei lässt sich überall nachvollziehen, die Spuren der Geschichte, ob alt, modern oder zeitgenössisch, sind an jeder Ecke zu sehen.
Istanbul ist nicht nur eine Mischung, sondern eine Mischerin. Es nimmt neue Identitäten, Sprachen, Technologien, Gewohnheiten, Kunst und Kulturen auf und macht sie sich zu eigen. Istanbul ist in gewisser Weise eine Manifestation all seiner Umgebungen und Komponenten und eine Repräsentation all seiner Geschichten.
Diese riesige Hauptstadt mit mehr als 17 Millionen Einwohner:innen erstreckt sich über zwei Kontinente, man kann inmitten einer sich ständig verändernden Metropole leicht zum Niemand werden. Und wie jede große Stadt kennt auch sie kaum Gnade. Es ist ein erstaunlich schöner und verheerend harter Ort zum Leben.
Auf der gleichen Fähre von Kadıköy nach Karaköy sitzen Tourist:innen, Bürokrat:innen, Geflüchtete ohne Papiere, Künstler:innen und Rentner:innen. Der eine trinkt noch eine Tasse Tee, die andere füttert die Möwen.Es ist eine winzige Pause mitten im Berufsverkehr, wo man sich zwischen zwei Kontinenten und zwischen zwei Abschnitten stressiger Mühsal in der Stadt befindet. Aber die Stadt macht nie eine Pause.
Alaa Hassan about his photo series:
I photographed Istanbul as seen by my fellow Syrians, who were mostly about to become refugees in Turkey or on their way to Europe. I focused on Istanbul as a transitional place. Be it in terms of travel, business or culture. The merging of Europe and middle Turkey can be traced everywhere you look, the marks of history; ancient, modern or contemporary, can be seen on every corner.
Istanbul is not just a mix but a blender. It takes in and appropriates new identities, languages, technologies, habits, art and cultures. Istanbul is somehow a manifestation to all of its surroundings and components and a representation of all of its histories.
This massive capital of +17 million inhabitants spreads over two continents, one can easily become no-one in the midst of an ever-going metropolis. And just like any mass of a city, it barely has any mercy. It’s an amazingly beautiful and devastatingly hard place to live.
On the same ferry from Kadıköy to Karaköy, there are tourists, bureaucrats, undocumented refugees, performers and retirees. One drinking yet another cup of tea, one feeding the seagulls. It’s a tiny break in the middle of rush hour, where one is in between the two continents and in between to stretches of stressful toil in the city. The city, though, never takes a break.
Alaa Hassan über seine Fotoreihe:
Ich habe Istanbul aus der Sicht meiner syrischen Landsleute fotografiert, die zumeist im Begriff waren, in der Türkei zu Flüchtlingen zu werden oder auf dem Weg nach Europa waren. Ich konzentrierte mich auf Istanbul als einen Ort des Transits. Sei es in Bezug auf das Reisen, die Wirtschaft oder die Kultur. Die Verschmelzung von Europa und der mittleren Türkei lässt sich überall nachvollziehen, die Spuren der Geschichte, ob alt, modern oder zeitgenössisch, sind an jeder Ecke zu sehen.
Istanbul ist nicht nur eine Mischung, sondern eine Mischerin. Es nimmt neue Identitäten, Sprachen, Technologien, Gewohnheiten, Kunst und Kulturen auf und macht sie sich zu eigen. Istanbul ist in gewisser Weise eine Manifestation all seiner Umgebungen und Komponenten und eine Repräsentation all seiner Geschichten.
Diese riesige Hauptstadt mit mehr als 17 Millionen Einwohner:innen erstreckt sich über zwei Kontinente, man kann inmitten einer sich ständig verändernden Metropole leicht zum Niemand werden. Und wie jede große Stadt kennt auch sie kaum Gnade. Es ist ein erstaunlich schöner und verheerend harter Ort zum Leben.
Auf der gleichen Fähre von Kadıköy nach Karaköy sitzen Tourist:innen, Bürokrat:innen, Geflüchtete ohne Papiere, Künstler:innen und Rentner:innen. Der eine trinkt noch eine Tasse Tee, die andere füttert die Möwen.Es ist eine winzige Pause mitten im Berufsverkehr, wo man sich zwischen zwei Kontinenten und zwischen zwei Abschnitten stressiger Mühsal in der Stadt befindet. Aber die Stadt macht nie eine Pause.
Alaa Hassan ist ein Dokumentarkünstler aus Syrien. 2013, zwei Jahre nach Beginn des Kriegs in Syrien, verließ er das Land und hat seitdem in New York, Berlin und zwischenzeitlich auch in Istanbul gelebt. In seinen fotografischen, filmerischen und audio-visuellen Werken beschäftigt sich Alaa Hassan mit politischer Verfolgung, Migration und Erinnerung. In der hier gezeigten, 2014 entstandenen Fotoserie, blickt er auf die Stadt Istanbul – als Zufluchts- und Transitstadt für andere syrische Geflüchtete, als Metropole und Scmelztiegel, als Ort des atemlosen Alltags und kleiner ruhiger Momente.