Traugott Fuchs (1906-1997) hatte unter dem Romanisten Leo Spitzer in Köln studiert. Als Spitzer nach der nationalsozialistischen Machtergreifung entlassen wurde, begann Fuchs aus politischer Überzeugung eine solidarische Protestaktion, wodurch er sich selbst zur Zielscheibe machte. 1934 folgte Fuchs seinem Lehrer ins Istanbuler Exil. Dort lehrte er unter anderem an der Fremdsprachenschule, der Philosophischen Fakultät an der Universität Istanbul und am amerikanischen Robert College (ab 1971 Boğaziçi University) Französisch, Deutsch und deutsche Sprach- und Literaturgeschichte und arbeitete für Spitzer und später für den Romanisten Erich Auerbach. Neben seinen bis 1978 andauernden akademischen Tätigkeiten war Fuchs unablässlich künstlerisch und schriftstellerisch tätig. Er schrieb Gedichte und Elegien, übersetzte türkische Literatur ins Deutsche, malte und zeichnete.
Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Exilierten entschied sich Fuchs dafür, bis zu seinem Tod in Istanbul zu bleiben. Auch wenn er intensive Kontakte zu einigen der exilierten Intellektuellen pflegte und in ihre Netzwerke eingebunden war, beschränkte er sich nicht auf dieses soziale Umfeld. Er suchte die Nähe zur türkischen Bevölkerung, lernte Türkisch und setzte sich intensiv mit der türkischen Geschichte, Kultur und Politik auseinander. Sein künstlerisches und literarisches Werk ist Zeugnis dieser Auseinandersetzung und des nahen und warmen Blicks, den Fuchs auf sein Exil hatte, das zu seiner Heimat wurde. In Porträts, Landschafts- und Stadtansichten, Stillleben und Alltagsszenen entfaltet sich Fuchs‘ Blick auf die Türkei über Jahrzehnte. Neben Istanbul bildete er auch andere Städte und Landschaften ab, darunter die anatolische Kleinstadt Çorum, in der er, wie viele andere deutsche Exilierte, ab 1944 für 13 Monate interniert war.
Hier wird eine Auswahl von Bildern gezeigt, die Fuchs über die Jahre in Istanbul malte.
Alle Bilder aus dem Nachlass von Traugott Fuchs wurden mit freundlicher Genehmigung von Hermann Fuchs zur Verfügung gestellt.