Hirschs Istanbul

Der Jurist und Hochschullehrer Ernst Eduard Hirsch (1902–1985) musste wie Tausende nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Deutschland verlassen. Sein neues Leben begann in Istanbul, wo er seine akademische Tätigkeit vorantreiben konnte und sich später wie ein türkischer Beamter fühlte.

Ernst Eduard Hirsch wurde im März 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft aus seinem Amt entlassen. Im Oktober 1933 folgte er einem Ruf der Universität Istanbul auf den Lehrstuhl für Handelsrecht. Hirsch war wohl der jüngste unter allen an die Universität Istanbul Berufenen und der einzige, dem es gelang, den Sprung vom Privatdozenten (noch ohne Professorentitel) zum Ordinarius zu schaffen.

Er gehört zu den wenigen, die in relativ kurzer Zeit die türkische Sprache so erlernten, daß sie sich ihrer zunächst in den Prüfungen, dann auch in den Vorlesungen bedienen und bald darauf selbst ihre Bücher in der Landessprache verfassen konnten. Nach dem Erwerb der türkischen Staatsangehörigkeit im Jahr 1943 wechselte er an die Universität Ankara und lehrte dort neben Handelsrecht auch Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete er sich in Istanbul dem Aufbau der Juristischen Fakultätsbibliothek, wovon er in seiner Autobiographie berichtete. Dort existierte zwar bereits eine Bibliothek, doch bestand diese aus Fachliteratur zum osmanischen Recht in arabischer Schrift, nicht jedoch zum Recht der 1923 gegründeten Republik Türkei und zum internationalen Recht.

Obwohl er zunächst in der Türkei bleiben wollte, nahm er 1952 einen Ruf an die Freie Universität Berlin an und wurde 1953 zu deren Präsident gewählt.

Regie: Cansu Boğuşlu

Schnitt: Mustafa Koca

Musik: Beyza Yazgan

Historische Forschung: Mahir Gecikligün

Voice-Over: Hilmi Ergül

Der Text ist dem Buch „Anılarım – Kayzer Dönemi Weimar Cumhuriyeti Atatürk Ülkesi“ von Ernst Eduard Hirsch, 1982, entnommen.

Besonderer Dank an

Seyfettin Gürsel

Tayga Ak

Enver Tandoğan Hirsch

Ömer Ekmekçi

Juristische Fakultät der Universität Istanbul