Majid findet Arbeit in Istanbul und spricht über die sudanesische Community
Majid kommt aus der Darfur-Region im Sudan und gehört zur Ethnie der Fur. Er floh über Libyen in die Türkei und lebt seit über zehn Jahren in Istanbul. Zurzeit ist er selbstständiger Übersetzer für Englisch, Arabisch und Nyala. Hier berichtet er über seine Ankunft in Istanbul, wie er einen Job gefunden hat und welche Rolle die sudanesische Community in seinem Leben spielt.
I remember it as if it is running in front of my eyes. You know on very first days when I came from Mersin to Istanbul, I didn’t have any place to stay. Just I stayed in the park nearby Fatih area. It was a summertime and I first asked about where were the Black people. I asked where the student Black people were. There is a guy who is Sudanese in Fatih area and he shown us where the Sudanese population were living. And I went to the students’ place; and students guided me to other people. There were other guys living in houses and I shared their flats. I shared the rent fee. And I stayed with them. Then I began to go to Taksim and Sultanahmet everyday from morning until evening. And I didn’t know the language. Just I was speaking a broken English. And I began to tour over there and started to meet some people; tourist people. I began to guide tourist people. And one day I saw a lady on İstiklal Street; she is a very beautiful lady; I followed her. She asked me why I was following her. And after that she started to ask me where I was from. I replied I am from Sudan and she also asked me since when I was here and I replied that I recently arrived here. And she asked me if I had a work, I said no. And she is from Ireland. And she is working in an organization in Taksim. And after that she told me that: “Today is Saturday and on Monday morning come to Taksim, here, at the same place and I will find you work”.
And she guided me to an organization; shown me how I could get there and she directed me to Mr. Gordon. I met him. And ever since that time, I am working with them more than 10 years.
We became like a family. But lately, due to COVID-19 right now we are working from so far.
Sudanese Community in Istanbul
There’s a big Sudanese community here. They have very close relationship. And most of them are businessmen who studied here so they have been in here for a long time. Some of them have cargo shops. They own companies. Some of them received Turkish nationality and became citizens. More than 40 years they are here. You see? That’s why they are stick together and gather frequently. And they contribute money every month. You have to pay. And if there is anyone who needs help, they support him/her. For example, if a person is sick and needs money; if a person needs to travel, they pay. it is only for Sudanese people. […]
All the members are paying. There is a fee like 10 dollars per month, and you have to pay it monthly. And if you are able to pay it, you pay it.
Ich erinnere mich, als wäre es direkt vor meinen Augen. Weißt du an den ersten Tagen, nachdem ich von Mersin nach Istanbul gekommen bin, habe ich keinen Platz zum Schlafen gehabt. Ich hab in einem Park in der Nähe von Fatih gelebt. Es war Sommer und ich habe zuerst gefragt, wo die Schwarzen Menschen sind. Ich habe gefragt, wo die Schwarzen Studierenden sind. Und dann bin ich zu ihnen gegangen und sie haben mich weiteren Leuten vorgestellt. Es gab Jungs, die in Häusern wohnten und ich konnte bei ihnen unterkommen. Die Miete haben wir geteilt. Ich bin bei ihnen geblieben. Dann hab ich angefangen, zum Taksim und zum Sultanahmet zu gehen und bin da von morgens bis abends geblieben. Und ich hab die Sprache nicht gekannt. Ich habe nur gebrochenes Englisch gesprochen. Ich bin da herumgelaufen und hab Leute getroffen. Tourist:innen. Ich hab angefangen Tourist:innen zu führen. Und eines Tages hab ich eine Lady auf der İstiklal-Straße gesehen, eine sehr schöne Frau. Ich bin ihr gefolgt. Sie hat mich dann gefragt, warum ich sie verfolge. Und danach dann, wo ich herkomme. Ich hab ihr geantwortet, dass ich aus dem Sudan komme und sie fragte, seit wann ich hier bin und ich hab geantwortet, erst seit kurzem. Dann hat sie gefragt, ob ich Arbeit habe und ich hab nein gesagt. Übrigens, sie kommt aus Irland. Sie arbeitet in einer Organisation in der Nähe vom Taksim. Und hat mir dann gesagt: „Heute ist Samstag. Komm Montag morgens wieder hierher zum Taksim. Dann werde ich Arbeit für dich finden.“
Sie hat mich an eine Organisation weitergeleitet, mir gezeigt wie ich dahinkomme und mich an Mr. Gordon vermittelt. Ich hab ihn dann getroffen. Und seit dem arbeite ich. Schon seit über zehn Jahren. Wir sind wie eine Familie geworden. Aber in der letzten Zeit, wegen COVID-19 arbeiten wir von weit weg.
Sudanesische Community in Istanbul
Es gibt eine große sudanesische Community in Istanbul. Sie haben sehr enge Beziehungen zueinander. Die meisten sind Geschäftsleute, die hier studiert haben und schon seit langer Zeit hier leben. Manche haben Geschäfte. Besitzen Firmen. Manche haben die türkische Staatsbürgerschaft. Sie sind seit mehr als 40 Jahren hier. Siehst du? Deshalb halten sie zusammen und kommen regelmäßig zusammen. Und sie sammeln Geld, jeden Monat. Du musst zahlen. Und, wenn jemand Hilfe braucht, unterstützen sie sie:ihn. Zum Beispiel: Wenn eine Person erkrankt und Geld braucht, wenn eine Person reisen muss, dann zahlen sie. Es ist nur für Sudanes:innen. […]
Alle Mitglieder zahlen. Es gibt eine Gebühr von 10 Dollar pro Monat. Und wenn du zahlen kannst, zahlst du.
Majid kommt aus der Darfur-Region im Sudan und gehört zur Ethnie der Fur. Auf dem Siedlungsgebiet der Fur kämpfen seit 2003 Rebellengruppen gegen die Truppen der sudanesischen Regierung und lokalen Milizen. Durch den Konflikt starben bis heute vermutlich über 400.000 Menschen, 2,66 Millionen Menschen wurden vertrieben.
Majid floh über Lybien in die Türkei und lebt seit über zehn Jahren in Istanbul. Mittlerweile hat er einen legalen Aufenthaltsstatus. Er arbeitete in verschieden internationalen Organisationen in Istanbul. Zurzeit ist er selbstständiger Übersetzer für Englisch, Arabisch und Nyala.
Das Interview wurde von Elif Yenigun im Auftrag des We Refugees Archivs im Mai 2021 in einem Park in Istanbul auf Englisch geführt.