Alles zurückgelassen: Ummuahmed über ihre Flucht von Syrien in die Türkei

Ummuahmed floh 2012 zusammen mit ihrer Familie vor dem Krieg in Syrien und lebt seitdem in Istanbul, wo sie einen kleinen Laden betreibt. In diesem Interviewabschnitt spricht sie über die harte und emotionale Entscheidung, ihre Heimatstadt zu verlassen, über die Flucht von Syrien in die Türkei und über den Schmerz, den es für sie bedeutet, geliebte Menschen und ihr Hab und Gut zurückzulassen.

Ummuahmad in Istanbul, 2021. Privates Foto.

Die Entscheidung, Syrien zu verlassen, war so schwierig. Wir lebten in einer Stadt, die bombardiert wurde, und wir trafen die Entscheidung zuerst für die Kinder und die jungen Männer, die hierher kamen, um zu arbeiten. Nach den Bombardierungen konnten wir nicht mehr in Aleppo leben. Es war so schwer, nur mein Mann hat gearbeitet. Also beschlossen wir, alle zu verlassen und hierher zu kommen. Als wir kamen, dachten wir, dass wir nur für eine kurze Zeit hierher kommen würden, aber wir blieben hier, und das ist jetzt neun Jahre her. Ende 2012 haben wir Syrien dann verlassen. Zu dieser Zeit gingen acht meiner neun Kinder zur Schule. Und eines war verheiratet und war aus Syrien weg. […]

Ich kam zusammen mit meinem Mann und einigen meiner jüngeren Kinder. Wir blieben etwa eine Woche bei einer Familie auf der syrischen Seite. Wir haben Geld bezahlt, um bei ihnen zu bleiben. Denn wir konnten nicht über die Grenze gehen und nachdem wir gegangen sind, waren wir sehr müde. Danach kamen wir auf die türkische Seite, wir gingen zu einem Busbahnhof, lösten unsere Tickets und fuhren mit dem Bus direkt nach Istanbul. […]

Es war so emotional. Als ich darauf wartete, die Grenze zu überqueren, weinte ich wegen der Menschen, die ich zurückließ, wegen meiner Familie, ich ließ alles zurück, […] wir ließen das ganze Haus zurück, wir ließen alles zurück, was wir für das Haus gekauft hatten, im Haus. Wir haben alles zurückgelassen, wir haben nichts bekommen, wir sind nur mit Kleidung hierher gekommen. Andererseits war ich froh, dass ich meine Kinder wiedersehen konnte. Sie sind seit drei Monaten in der Türkei, ich habe nichts von ihnen gehört, sie sind alle unter 20 Jahre alt, sie sind noch jung. Ich war also gleichzeitig glücklich. Der Moment, in dem ich sie traf, war ein sehr emotionaler Moment für mich. Es waren zwar nur drei Monate, aber es kam mir vor wie Jahre. Danach, nachdem ich in die Türkei gekommen war, dauerte es ein Jahr, bis ich Kontakt zu meiner Familie, meinen Brüdern, aufnehmen konnte. Ich konnte keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen, es hat ein Jahr gedauert, bis ich ihn hatte.

Ummuahmed floh 2012 zusammen mit ihrer Familie vor dem Krieg in Syrien und lebt seitdem in Istanbul, wo sie einen kleinen Laden betreibt. In diesem Interviewabschnitt spricht sie über die harte und emotionale Entscheidung, ihre Heimatstadt zu verlassen, über die Flucht von Syrien in die Türkei und über den Schmerz, den es für sie bedeutet, geliebte Menschen und ihr Hab und Gut zurückzulassen.

Dieses Interview führte Elif Yenigün im Auftrag des We Refugees Archivs 2021 auf Arabisch und Englisch.

Übersetzung ins Englische: Elif Yenigün.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Minor Kontor.