Dina ist 27 Jahre alt und kommt aus Aleppo. Durch den Krieg verlor sie ihre Heimat und weiß noch nicht ob sie jemals wieder eine haben wird.
Yeah, I guess, if I looked in my whole past, this is the most settled down period for me in Istanbul now, because now I’m working. I have a really good job and I have very nice friends around me but I don’t have this feeling yet, that I might stay here for a longer time, like I don’t think myself, that five years later I will be still in Istanbul. I feel like I need to move on and go to see other places and stay maybe somewhere else. […]
It never happened to me, that I stay in one place for a long time. I feel like I’m not used to that. As I told you that the time that I went out of my country till now, I don’t feel like this is home, this is where I want to stay. I don’t feel it at all. So I’m always looking for that feeling of home.
Now the feeling of home is completely different of how we used to feel it. And when we were younger, I mean for me, it was the house, the family, the friends, the people around me. But now it’s kind of I’m trying to find home in small things that I cannot lose again, because I lost the things before and now I’m trying to find it maybe in my brother or in my mom or when I see someone like this is what how it feels home but the real feeling of home, it’s not existing anymore, I guess. Unfortunately.
Of course I miss the old days because when I talk with any of my friend, they told me that when you, if you come back to your home, or your hometown, nothing is the same, which makes me feel like, if I will go back, I will be also a foreigner. I will be a foreigner in my city. […]
Maybe if I, if I go to other places, I will miss also Turkey. Because now I have memory here and everything.
Ja, ich glaube, wenn ich meine gesamte Vergangenheit anschaue, dann ist das hier gerade die Phase, in der ich mich in Istanbul am meisten angekommen fühle. Weil ich jetzt arbeite, ich habe einen wirklich guten Job und ich hab tolle Freund:innen um mich herum. Aber ich habe noch nicht das Gefühl, dass ich für längere Zeit bleibe. Ich denke nicht, dass ich in fünf Jahren immer noch in Istanbul bin. Ich habe das Gefühl, ich muss weiterziehen und andere Orte sehen, vielleicht woanders leben. […]
Ich bin noch nie länger an einem Ort geblieben. Ich habe das Gefühl, ich bin das nicht gewöhnt. Wie ich schon sagte, die Zeit, seitdem ich aus meinem Land gegangen bin bis jetzt, hab ich nicht das Gefühl, das hier ist mein Zuhause, das ist der Ort an dem ich bleiben möchte. Ich fühl das einfach nicht. Ich suche ständig nach dem Gefühl, zuhause zu sein. Jetzt ist das Gefühl von zuhause völlig anders als früher. Als wir jünger waren, zuhause, das war für mich das Haus, meine Familie, meine Freund:innen, die Menschen um mich herum. Jetzt ist es anders, ich versuche, mich an kleine Dinge zu halten, die ich nicht so leicht verlieren kann. Ich suche das Zuhause in meiner Mutter, in meinem Bruder oder wenn ich wen bestimmtes sehe. Aber wirklich zuhause fühlen, das fühle ich nicht mehr. Leider. Natürlich vermisse ich die alten Zeiten. Wenn ich mit meinen Freund:innen von damals rede, sagen sie mir: Wenn du zurückkommst in deine Heimatstadt, wird nichts so sein wie früher. Wenn ich zurückgehe, werde ich eine Fremde sein. Eine Fremde in meiner eigenen Stadt. […]
Vielleicht werde ich auch die Türkei vermissen, wenn ich woanders hingehe. Hier hängen jetzt auch Erinnerungen und das alles dran.
Dina ist 27 Jahre alt und kommt aus Aleppo. Als der Krieg in Syrien begann, war sie mit ihren Geschwistern zu Besuch bei ihrem Vater in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach neun Monaten in den Emiraten ging sie zu ihrer Mutter, die mittlerweile von Syrien in die Türkei geflohen war. Dina lebt in Istanbul und hat einen Abschluss in Bildender Kunst. Sie arbeitet als Grafikdesignerin und freischaffende Künstlerin.
Das Interview wurde 2021 von Elif Yenigun im Auftrag des We Refugees Archivs per Videotelefonat auf Englisch geführt.