The Arrival of Hannah Arendt
Dieser Film beschreibt das Ankommen von Hannah Arendt - einer jüdischen, deutsch-amerikanischen politischen Theoretikerin und Publizistin - in New York und ihre Reflektionen über Flucht und Unterstützung beim Neuanfang.
New York! Gigantisches Gemeng aus Stahl, Zement und Glas,
aus Menschen, Lärm und Licht, aus Farbensonnen,
die in der Nachtluft tänzeln, wo verarmt und blaß
der Mond verschwimmt in dunstverfleckten Himmelszonen-
…
wie klar hab ich mein Selbst zurückgewonnen,
als ich in dir von meiner Traurigkeit genas.
Mir war so elend fremd, und die Verzweiflung fraß
mein Innres kahl, denn mit vertriebenen Millionen
kam ich aus Tyrannei und Schrecknisses Europas
in ungewisser Flucht dahergeweht. Nach vielen Stationen
war dies die letzte für den Emigranten ohne Pass
und Geld.- Und dumpf empfand ich nichts als das:
Auch diese neue Fremde wird dich nicht verschonen.
Der Autor Oskar Maria Graf wurde am 22. Juli 1894 in Berg am Starnberger See geboren. Er war ein oberbayrischer Volksschriftsteller, der sich selbst als Provinzschriftsteller und Bauerndichter bezeichnete. Seine literarischen Anfänge finden sich in expressionistischer Lyrik. Er verfasste Gedichte, Romane, (autobiografische) Erzählungen, Kalendergeschichten, politische Aufrufe und kurze Prosa. Oskar Maria Graf war einer der Autoren, die am früh erkannten, was mit der Nazibarbarei auf Deutschland zukommen würde. Deshalb flüchtete er unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 aus seiner bayerischen Heimat und landete – nach Zwischenstationen in Wien und Brünn – schließlich im amerikanischen Exil. Eine winzige Wohnung in einem Mietsblock in Nord-Manhattan wurde sein Domizil. Bis zu seinem Tod im Juni 1967 lebte er in New York. Zahlreich sind die Anekdoten über seine mangelnde Integrationsbereitschaft. Nicht nur, dass er einen bayerischen Stammtisch in der Gaststätte „Alt-Heidelberg“ unterhielt, er unternahm auch kaum Anstrengungen, das amerikanische Englisch zu erlernen. Allein noch beheimatet in seiner Sprache, einem bayrisch gefärbten Schriftdeutsch, schrieb er auch im Exil noch bedeutende Werke.
Thomas Hartwig, Achim Roscher, 1986: Verheißene Stadt: Deutsch-jüdische Emigranten in New York. Gespräche, Eindrücke und Bilder. Berlin: Das Arsenal. S.5.