Arbeitssuche, Papierkram und eine Wirtschaftskrise

Angelines Koulikoff berichtet über die Schwierigkeiten als spanische Staatsbürgerin, Arbeit zu finden.

En 1936, j’ai eu de gros problèmes pour trouver du travail car comme j’avais la nationalité espagnole, je n’arrivais pas à obtenir un livret de travail. Pour se faire naturaliser, il fallait de l’argent car cela coûtait cher de faire traduire les papiers espagnols des parents (actes de naissance, de mariage, etc.). Heureusement, le mari de ma sœur aînée Felicidad travaillait à la Chambre de commerce espagnole à Paris et m’a établi un premier certificat de travail pour trois mois. Ensuite je suis entrée comme manutentionnaire dans une boîte, Debriz Spiritueux, avenue Wilson et avec leur certificat de travail, j’ai pu me faire établir une carte d’identité d’étranger à la préfecture.

1936 hatte ich große Probleme, Arbeit zu finden, denn weil ich die spanische Nationalität hatte, konnte ich keine Arbeitserlaubnis bekommen. Um eingebürgert zu werden, brauchte ich Geld, denn es war teuer, die spanischen Papiere meiner Eltern (Geburtsurkunden, Heiratsurkunden usw.) zu übersetzen. Glücklicherweise arbeitete der Ehemann meiner älteren Schwester Felicidad bei der spanischen Handelskammer in Paris und stellte mir eine erste Arbeitsbescheinigung für drei Monate aus. Dann fing ich als Lagerarbeiter in einer Firma an, Debriz Spirituosen, Avenue Wilson, und mit ihrem Arbeitszertifikat konnte ich mir bei der Präfektur einen Ausländerausweis ausstellen lassen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert entstand das sogenannte „Kleine Spanien“ im Pariser Vorort La Plaine Saint-Denis. 1931 machten Spanier*innen mit 4,5 Prozent der Gesamtbevölkerung in La Plaine Saint-Denis die größte Einwanderergemeinschaft aus.

Verschiedene spanische Migrant*innen hatten sich in Saint-Denis, Saint-Ouen und Aubervilliers nach drei zu unterscheidenden Migrationsbewegungen angesiedelt. Sogenannte Wirtschaftsmigrant*innen prägten das Jahrzehnt der 1920er. Nach der Zerschlagung des Aufstands in Asturien Ende 1934 fingen vor allem politische Geflüchtete an, in die Pariser Vororte einzutreffen und ihre Zahl stieg bis 1950 circa 1,5 Millionen nach der Niederlage des republikanischen Lagers 1939. Zwischen 1955 und 1970 folgte eine weitere Generation von spanischen Wirtschaftsmigrant*innen. 11« La petite Espagne de la Plaine-Sainte-Denis », https://www.tourisme93.com/la-petite-espagne-de-la-plaine-saint-denis.html [Zugriff am 28. Juli 2020].

Die Verbindung nach Spanien blieb für viele auch nach der Migration bestehen. Als der Bürgerkrieg in Spanien wütete, machten sich beispielsweise einige ethnisch-spanische Männer im Alter von 18 bis 46 aus der Plaine Saint-Denis auf den Weg zurück nach Spanien, um im republikanischen Lager zu kämpfen. Diejenigen, die in „Klein Spanien“ blieben, organisierten Unterstützungsnetzwerke für Kommunist*innen oder Anarchist*innen.

Die Aufnahmeerfahrungen unterschieden sich für spanische Migrant*innen in Abhängigkeit vom jeweiligen französischen Migrationsregime. Dieses wiederum veränderte sich mit der wirtschaftlichen und politischen Lage Frankreichs, doch Ausgrenzung und Diskriminierung beherrschte das leben vieler egal wann sie ankamen. Als Anfang 1939 beispielsweise spanisch-republikanische Bürgerkriegs-Geflüchtete einen buchstäblichen Exodus Richtung Frankreich antraten, von denen es viele auch nach Paris und Umgebung schlug, wurde es nur allzu augenscheinlich, dass sich Frankreich vom Land der Geflüchteten zum Land des erzwungenen Transits gewandelt hatte. Denn obwohl die französischen Autoritäten Ende der 1930er inzwischen sehr gut darauf vorbereitet gewesen wären, spanische Bürgerkriegs-Geflüchtete „human“ aufzunehmen, sprachen die innen- und außenpolitischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen offensichtlich dagegen: Einwanderung sollte unter der rechtsgerichteten Regierung Édouard Daladiers stark eingegrenzt werden und Geflüchteten so erschwert werden, in Frankreich zu bleiben. 22Scott Soo, The routes to exile: France and the Spanish Civil War refugees, 1939-2009 (New York : Manchester University Press, 2013), S. 1–3.

    Fußnoten

  • 1« La petite Espagne de la Plaine-Sainte-Denis », https://www.tourisme93.com/la-petite-espagne-de-la-plaine-saint-denis.html [Zugriff am 28. Juli 2020].
  • 2Scott Soo, The routes to exile: France and the Spanish Civil War refugees, 1939-2009 (New York : Manchester University Press, 2013), S. 1–3.

Ausschnitt aus dem Interview mit Angelines Koulikoff, geborene Martinez, geführt von Natacha Lillo, Dozentin für spanische Zivilisation an der Universität Paris-Diderot (Paris 7), am 13. Dezember 1999 und 29. März 2000 in Saint-Denis.

Natacha Lillo, La Petite Espagne de la Plaine Saint-Denis (Paris: Autrement, 2004).