Opaque Spectacle – Das Paristagebuch des Paul-Adolphe Löffler

Der ungarische Kommunist, Schriftsteller, Journalist und antifaschistische Aktivist Paul-Adolphe Löffler (1901-1979) beschreibt Paris in seinem Tagebuch als schillernden Sehnsuchtsort, der ihn allerdings regelmäßig enttäuscht. Als Geflüchteter mit gefälschtem Pass kommt er mit dem Zug am Gare de l’Est an, wo die Stadt ihn unmittelbar seiner Illusionen beraubt: Paris scheint ihm weniger schön und sonnig als erwartet, doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bleibt.

Der Schriftsteller und Journalist Paul-Adolphe Löffler (1901-1979) floh 1924 vor dem faschistischen Regime in Ungarn nach Paris. Löffler hatte sich 1918 der kommunistischen Jugend angeschlossen. Nach dem Sturz der Regierung von Béla Kun lebte er kurze Zeit in der Unsicherheit einer Denunziation an die Polizei Horthys in Budapest. Seine Frau Ilonka und seinen Sohn Michel hatte Paul-Adolphe Löffler bei der überstürzten Flucht – ein Nachbar hatte ihn aufgrund seiner Nähe zu kommunistischen Kreisen denunziert – in Budapest zurücklassen müssen; sie zogen kurze Zeit später zu ihm in die französische Hauptstadt. Mit gering bezahlten, oftmals Gelegenheitsjobs in den verschiedensten Branchen schlugen sie sich in Paris durch, das von den Ungewissheiten der Zwischenkriegszeit und den politisch-ökonomischen Auswirkungen der Wirtschaftskrise geprägt war.

In seinem Tagebuch Journal de Paris d’un exilé (Pariser Tagebuch eines Geflohenen) schildert Paul-Adolphe Löffler die alltäglichen Entbehrungen und Sorgen, die immer wiederkehrenden hoffnungslosen Phasen der Arbeitslosigkeit, wachsende Xenophobie und Antisemitismus und die politische und gesellschaftliche Ausgrenzung der vielen Tausend ausländischen Arbeiter*innen in Frankreich. Ebenso präsent ist auch seine Mitgliedschaft in diversen Organisationen und Schriftstellerzirkeln. 1934 wurde er Mitglied der französischen Kommunistischen Partei und war in verschiedenen Ämtern für die ungarisch-diasporische Bewegung „Mouvement du 1er septembre“ (später „Mouvement pour la Paix et la Liberté“) tätig. Zwischen 1930 und 1935 ist sein Leben von langen Phasen der Arbeitslosigkeit und damit verbundener Misere und Depressionen geprägt. 1935 findet er längerfristig eine Arbeit als Zeichner in Paris, die er bis zu seiner Rente ausführt.

1973 publizierte Löffler sein Tagebuch, das vermutlich auf ungarischen und französischen Fragmenten aus der Zeit zwischen 1924 und 1939 sowie später hinzugefügten Erinnerungen basiert und vor der Veröffentlichung bearbeitet wurde. Das Tagebuch endet mit dem Jahr 1939, in dem Löffler sich der Résistance gegen die deutsche Besatzung Frankreichs anschließt und dort u.a. die Untergrundpresse verteilt und geheime Treffen in der Region Seine-et-Marne organisiert.

Basiert auf:

Löffler, Paul-Adolphe, 1974: Journal de Paris d’un exilé (1924-1939).

Skript: Afsaneh Salari

Kamera: Afsaneh Salari, Joëlle Abou Chabké

Assistenz: Joëlle Abou Chabké

Stimme: Kristof Pap

Editing: Afsaneh Salari

Sound Design und Mix: Hirad Alavifard

Original Music: Taha Amadeh

Musikextrakt: Hungarian Rhapsody No. 2 by Franz Liszt

Übersetzung: Miriam Schulz

Besonderer Dank: Hamedreza Izadpanah, Bálint Pap, Hoda Siahtiri, Sepand Saedi