Nazeeha Saeed über ihre Offenheit für Veränderungen und ihre Visionen
Nazeeha Saeed, Journalistin aus Bahrain, die seit 2016 in Paris und Berlin im Exil lebt, spricht über ihre Zukunftsvisionen: Während sie grundsätzlich an Veränderungen glaubt und für diese offen ist, wird eines in ihrem Leben bleiben – Journalismus.
I’m always open to new things and there is no thing that I am stuck to. The only thing that I stuck to and the thing that is stuck to me is journalism. I can’t leave it and it can’t leave me. […] It’s just me. Everything else is changing. At a certain stage in my life I thought that I would never leave my country. But here I am and it’s the fourth year abroad. So, things change. I have my values that I stick to: human rights, democracy, equality … They will not change. […]
Working for German media is something that I want to do in the coming years. It will be interesting for me to see how they work here because it’s different in every country. And for them I want to be the Gulfi journalist who also has a view of that region and I’m also living here so I can mix the perspectives. […]
And it was always important for me to be independent in my journalistic work. This is why I work as a freelancer for so many years now. […]
I also – when I came here started to train journalists from the MENA [Middle East and Nord Africa], and this work is also important for me. Also because you get to know new people. And this was also something new for me. […] I love doing it and I still do it because it serves my purpose of advocating the freedom of press and the freedom of the persons who do it. If we train them how to stay safe while during their job we also empower them in their work. […]
I believe in change. Somebody who does not change, or a system that doesn’t change, will not last. Life taught me that everything will change – to the worse or to the better – but it will change.
Ich bin immer offen für Neues und es gibt keine Sache, an der ich festhalte. Das Einzige, woran ich festhalte und was an mir festhält, ist der Journalismus. Ich kann nicht von ihm lassen und er nicht von mir. […] Das bin einfach ich. Alles andere ändert sich. An einem bestimmten Punkt in meinem Leben dachte ich, dass ich mein Land nie verlassen würde. Aber jetzt bin ich hier und es ist das vierte Jahr im Ausland. Die Dinge ändern sich also. Ich habe meine Werte, an die ich mich halte: Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit … Sie werden sich nicht ändern. […]
Für deutsche Medien zu arbeiten, ist etwas, das ich in den kommenden Jahren tun möchte. Es wird für mich interessant sein, zu sehen, wie sie hier arbeiten, denn es ist in jedem Land anders. Und für sie möchte ich der Journalist aus der Golfregion sein, die auch einen Blick auf diese Region hat, und ich lebe auch hier, sodass ich die Perspektiven zusammenbringen kann. […]
Und es war mir immer wichtig, in meiner journalistischen Arbeit unabhängig zu sein. Deshalb arbeite ich nun schon seit vielen Jahren als Freelancerin. […]
Ich habe auch – als ich hierher kam – damit begonnen, Journalist*innen aus der MENA-Region [Naher Osten und Nordafrika] auszubilden, und diese Arbeit ist auch für mich wichtig. Auch, weil man dabei neue Leute kennenlernt. Und auch das war etwas Neues für mich. […] Ich liebe es, das zu tun, und ich tue es immer noch, weil es meinem Ziel dient, für die Pressefreiheit und die Freiheit von Journalist*innen einzutreten. Wenn wir sie darin schulen, wie sie während ihrer Arbeit sicher bleiben können, empowern wir sie auch für ihre Arbeit. […]
Ich glaube an den Wandel. Jemand, der sich nicht ändert, oder ein System, das sich nicht ändert, wird nicht von Dauer sein. Das Leben hat mich gelehrt, dass sich alles ändern wird – zum Schlechteren oder zum Besseren – aber es wird sich ändern.
Nazeeha Saeed arbeitete über 20 Jahre als Journalistin in Bahrain für internationale und lokale Medien. Ab 2011 war sie wegen ihrer journalistischen Arbeit, vor allem zu menschenrechtlichen Themen, staatlichen Repressionen ausgesetzt. Wegen ihrer kritischen Berichterstattungen über die Demokratieprotestbewegung, die in Bahrain im Zuge des „Arabischen Frühlings“ entstand, wurde sie festgenommen und gefoltert. Trotzdem blieb sie noch bis 2016 im Land und engagierte sich für Meinungs- und Pressefreiheit. 2016 wurde ihr die journalistische Lizenz entzogen und ein Reiseverbot auferlegt. Weil sie angeblich trotz entzogener Lizenz weiterhin journalistisch arbeitete, wurde sie verklagt. Sobald das Reiseverbot kurzfristig aufgehoben wurde, verließ Nazeeha Saeed das Land aus Angst vor einer weiteren Festnahme. Sie kam zunächst nach Paris, um dort mit ihren vorherigen Auftraggebern weiterzuarbeiten. Internationale Organisationen für freie Pressearbeit unterstützten sie beim Neuanfang in Europa und es gelang ihr, auch ohne Asylverfahren ein Aufenthaltsrecht zu erhalten. Seit Herbst 2019 lebt sie in Berlin.
In Europa setzt Nazeeha ihre journalistische Arbeit fort. Sie schreibt weiterhin über die Situation in Bahrain und der Golfregion, vor allem über menschenrechtliche Themen wie die Lage von Gastarbeiter*innen, Frauen und LSBTIQ*-Personen. Zudem veröffentlicht sie Artikel über die Situation in Europa, vor allem über das Exilleben in Paris und Berlin. Nazeeha Saeed setzt sich für freien Journalismus ein und gibt unter anderem Empowerment- und Strategieworkshops für Journalist*innen, die in politischen Konfliktgebieten arbeiten. So ist sie zum Gesicht für die Presse- und Meinungsfreiheitsverletzungen in Bahrain geworden, das im Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen auf Platz 169 von 180 rangiert.
In diesem Ausschnitt, das Nazeeha Saeed dem We Refugees Archiv im Juli 2020 gab, spricht sie über ihre Zukunftsvorstellungen und ihren Glauben in Wandel. Während sie grundsätzlich offen für Veränderungen ist, wird sich eines nicht ändern: ihre Leidenschaft für den Journalismus.
Interview des We Refugees Archivs mit Nazeeha Saeed, 15. Juli 2020.