Nazeeha Saeeds Verfolgung als kritische Journalistin in Bahrain
Nazeeha Saeed, die seit 2016 in Paris und Berlin lebt, wurde wegen ihrer journalistischen Tätigkeiten in Bahrain von staatlichen Behörden verfolgt. Hier beschreibt sie, wie sie nach Inhaftierungen, Lizenzentzug, Anklagen und Reiseverbot schließlich 2016 keine andere Option sah, als das Land zu verlassen.
I was working as a journalist in my country for very long years. Since 2011 I was facing harassment and arrests and the authorities are forcing us journalists into a corner and we can’t do our job as perfect as we want. But it’s a fight: We try our best and they try our best to stop us. But in 2016 I reached the point that I can’t continue working there because my license was revoked and I was banned from traveling, banned from working. So there was no point of staying in the country. And also the ban from traveling was scary because I was scared about the next point: What are you going to do next? Are you going to arrest me?
And I’m scared of the arrest because it happened to me before. […] So when they lifted the ban, I just reacted and left, but without any plans, knowing nothing. But when I got the call: You can travel. I just put my stuff in the suitcase and I left, coming to Paris because I was working with the French media for 12 years or something. So it seemed logical to go to Paris and start work with them from there, but this was not the case.
Ich habe viele Jahre als Journalistin in meinem Land gearbeitet. Seit 2011 war ich deswegen Schikanen und Inhaftierungen ausgesetzt. Die staatlichen Autoritäten drängen uns Journalist*innen in eine Ecke, sodass wir unseren Job nicht so gut machen können, wie wir es wollen. Es ist ein Kampf: Wir tun unser Bestes und sie tun ihr Bestes, um uns zu stoppen. Aber 2016 habe ich einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr weiterarbeiten konnte, weil mir meine Lizenz entzogen wurde und mir ein Reise- und Arbeitsverbot auferlegt wurde. Also gab es keinen Grund, im Land zu bleiben. Außerdem war das Reiseverbot beängstigend, weil ich mich davor fürchtete, was als nächstes kommen würde: Was werden sie als nächstes tun? Werden sie mich inhaftieren? Und ich hatte Angst vor der Festnahme, weil mir das bereits zuvor zugestoßen war. Aber als ich den Anruf bekam, dass ich reisen dürfte, packte ich einfach all meine Sachen zusammen und verließ das Land. Ich kam nach Paris, weil ich ungefähr 12 Jahre für französische Medien gearbeitet habe. Also schien es sinnvoll, nach Paris zu gehen und dort mit ihnen zu arbeiten, aber das war nicht der Fall.
Nazeeha Saeed arbeitete über 20 Jahre als Journalistin in Bahrain für internationale und lokale Medien. Ab 2011 war sie wegen ihrer journalistischen Arbeit, vor allem zu menschenrechtlichen Themen, staatlichen Repressionen ausgesetzt. Wegen ihrer kritischen Berichterstattungen über die Demokratieprotestbewegung, die in Bahrain im Zuge des „Arabischen Frühlings“ entstand, wurde sie festgenommen und gefoltert. Trotzdem blieb sie noch bis 2016 im Land und engagierte sich für Meinungs- und Pressefreiheit. 2016 wurde ihr die journalistische Lizenz entzogen und ein Reiseverbot auferlegt. Weil sie angeblich trotz entzogener Lizenz weiterhin journalistisch arbeitete, wurde sie angeklagt. Sobald das Reiseverbot kurzfristig aufgehoben wurde, verließ Nazeeha Saeed das Land aus Angst vor einer weiteren Festnahme. Sie kam zunächst nach Paris, um dort mit ihren vorherigen Auftraggebern weiterzuarbeiten. Internationale Organisationen für freie Pressearbeit unterstützten sie beim Neuanfang in Europa und es gelang ihr, auch ohne Asylverfahren ein Aufenthaltsrecht zu erhalten. Seit Herbst 2019 lebt sie in Berlin.
In Europa setzt Nazeeha ihre journalistische Arbeit fort. Sie schreibt weiterhin über die Situation in Bahrain und der Golfregion, vor allem über menschenrechtliche Themen wie die Lage von Gastarbeiter*innen, Frauen und LSBTIQ*-Personen. Zudem veröffentlicht sie Artikel über die Situation in Europa, vor allem über das Exilleben in Paris und Berlin. Nazeeha Saeed setzt sich für freien Journalismus ein und gibt unter anderem Empowerment- und Strategieworkshops für Journalist*innen, die in politischen Konfliktgebieten arbeiten. So ist sie zum Gesicht für die Presse- und Meinungsfreiheitsverletzungen in Bahrain geworden, das im Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen auf Platz 169 von 180 rangiert.
In diesem Ausschnitt aus einem Interview, das We Refugees Archiv mit Nazeeha Saeed im Juli 2020 führte, spricht sie über die Umstände, unter denen sie Bahrain verlassen musste.
Interview des We Refugees Archivs mit Nazeeha Saeed, 15. Juli 2020.