We Refugees Archive

Gertraute Goetze                                                                                                     New York, den 16.Juli 1937
(Germaine Eduard)                                                                                                  427 Walton Ave.

Hubertus Prinz von Loewenstein
Generalsekretaer
American Guild for German Cultural Freedom
89 Bedford Gardens
L o n d o n   W  8

Sehr geehrter Herr Generalsekretaer,

Ich danke Ihnen fuer Ihren Brief vom 7. Juli, mit dem Sie mir die obenstehende Adresse fuer das Preisausschreiben der Deutschen Akademie zu New York mitteilen. Mit gleicher Post eingeschrieben sende ich das Manuskript ab. Im folgenden beantworte ich den mir zugesandten Fragebogen:

I. a) Gertraute Goetze, 427 Walton Ave, New York NY. Als Schriftstellerin wuensche ich mit Ruecksicht auf meine in Deutschland lebenden Geschwister, den Namen Germaine Eduard zu fuehren.

b) 42 Jahre alt.

c) ledig

e) deutsche Staatsangehoerigkeit

f) Bis zum Herbst 1935 bin ich preussische Staatsangestellte in Berlin gewesen; ich bin dann freiwillig ausgewandert und verdiene meinen Lebensunterhalt in New York durch Schreibarbeiten.

II. Ich habe bisher nichts veroeffentlicht, obwohl ich auch andere Arbeiten vorliegen habe.

III. Ich bin immer damit beschaeftigt, irgend etwas zu schreiben, und was es auch sein mag – es kann in Deutschland seines Inhalts wegen nicht veroeffentlicht  werden.

IV. Da der Markt fuer deutsche Buecher ausserordentlich beschraenkt ist, sind meine Aussichten, einen Verleger zu finden, sehr gering. Ich lege einen Roman vor, den ich sofort nach meiner Emigration im Winter 1935 bis Fruehjahr 1936 hier in den Vereinigten Staaten geschrieben habe. Titel: Abenteuer des Bewusstseins (Zwei Frauen begegnen der Weltgeschichte). Umfang ca.350 Schreibmaschinenseiten. Ich schildere darin den Einbruch des Dritten Reiches in das Privatleben selbststaendiger Frauen.

Mit vorzueglicher Hochachtung

Gertraute Goetze

Gertraute Götze (nannte sich in den USA Germaine Eduard) emigrierte 1935 in die USA. Am 16.07.1937 beantragt sie im Alter von 42 Jahren bei der American Guild ein Autorinnenstipendium. In Deutschland arbeitete sie bis zu ihrer Auswanderung als Berliner Angestellte. In New York verdiente sie ihr Geld mit „Schreibarbeiten“. Dort möchte sie auch über Themen schreiben, die im Deutschen Reich nicht öffentlich verhandelt werden können.

Die Guild bewilligt ihr Stipendium, allerdings ist nicht bekannt, ob Romane von ihr veröffentlicht wurden. In der deutschen Nationalbibliothek findet sich kein Eintrag.

Original in: Deutsche Nationalbibliothek – Deutsches Exilarchiv 1933-1945, Frankfurt am Main.