Lili Rilik-Andrieux trifft auf spanische Bürgerkriegsgeflüchtete

Die deutsch-jüdische Künstlerin Lili Rilik-Andrieux war 1938 nach Paris geflohen und wurde ab dem deutschen Einmarsch in Frankreich in mehreren Lagern interniert. Dort stieß sie auf eine weitere Geflüchtetengruppe, spanische Bürgerkriegsgeflüchtete, die ebenfalls verhaftet worden waren und die sie anfing zu porträtieren.

‚Refugiee Espagnole‘ (Spanische geflüchtete Frau) von Lili Andrieux, Lager Gurs (c) United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Lili Andrieux

‚Spanischer Geflüchteter‘ von Lili Andrieux, Lager Gurs (c) United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Lili Andrieux

‚Spanische Geflüchtete beim Ballspielen‘ von Lili Andrieux, Lager Gurs (c) United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Lili Andrieux

Lili Rilik-Andrieux (1914-1996), geborene Abraham, war eine deutsche Künstlerin jüdischer Herkunft, die während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich interniert war und eine Reihe von Zeichnungen schuf, die das Leben in mehreren Transitlagern dokumentierten. Besonders häufig porträtierte Rilik-Andrieux spanische Bürgerkriegsgeflüchtete, die ebenfalls interniert worden waren. Man kann über die Gründe für diese Faszination nur mutmaßen. War es die Exotik des Anderen? Lebte sie im Lager zufällig vor allem mit spanischen Geflüchteten zusammen? Was dies unter Umständen über den Zusammenhalt, Solidarität oder gar Segregation der Interniertengemeinschaft aussag, steht zur Diskussion.

Andrieux wurde als Tochter einer wohlhabenden Familie in Berlin geboren. Als junge Frau war sie von 1933-1937 als einzige Jüdin an der Hochschule für Kunstzeichnung in Berlin zugelassen. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde Andrieux jedoch 1937 von der Abschlussprüfung ausgeschlossen. Sie emigrierte 1938 nach Paris, um ihre Studien an der Academie Ranson fortzusetzen. Bald nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich im Mai 1940 wurde sie verhaftet und in ein Durchgangslager in Alencon gebracht. Dort blieb sie einen Monat lang, bevor sie in das Lager von Gurs verlegt wurde, wo sie bis März 1941 festgehalten wurde. Danach wurde Andrieux in das Hotel Terminus in Marseille, ein weiteres Transitlager für Personen, die auf Visa und Auswanderungsgenehmigungen warteten. Bis September 1941 eine Genehmigung nicht ankam, so dass die Beamten Andrieux nach Gurs zurückführten, wo sie noch zwei Monate blieb, bevor sie im November 1941 zum Hotel Terminus zurückkehrte. Diesmal blieb sie bis August oder September 1942, als sie und die anderen Bewohner*innen des Hotels in das Lager Les Milles geschickt wurden. Kurz nach ihrer Ankunft in Les Milles erkrankte sie an Typhus und wurde in ein Krankenhaus in Aix-en-Provence gebracht. Nach ihrer Entlassung blieb sie in Aix-en-Provence und arbeitete eng mit dem Jüdischen Widerstand zusammen. Nach dem Krieg arbeitete Andrieux in Frankreich als Übersetzerin für die US-Armee. 1946 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten, um ein Stipendium an der Museum School of Fine Arts in Boston zu erhalten. Im Jahr 1952 heiratete sie Ricardo Ester, einen spanischen Geflüchteten, den sie in Gurs kennengelernt hatte. Sie starb am 13. Juni 1996. Ihre Werke, die sich auch in den Sammlungen des Ghetto Fighters House in Israel und der Bibliotheque Nationale (Graphische Sammlung) befinden, zeigen vor allem das tägliche Leben in den Transitlagern und Porträts von Mitgefangenen.

United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Lili Andrieux