Majid über seine Flucht vor dem Krieg im Sudan und den harten Weg nach Istanbul
Majid Bolat kommt aus der Darfur-Region im Sudan und gehört zur Ethnie der Fur. Er floh über Libyen in die Türkei und lebt seit über zehn Jahren in Istanbul. Zurzeit ist er selbstständiger Übersetzer für Englisch, Arabisch und Nyala. In diesem Interviewabschnitt spricht er über seine Flucht aus dem Sudan, den schweren Fluchtweg über Libyen und den Grund, aus dem er seit seiner Kindheit davon geträumt hatte, nach Istanbul zu kommen.
I didn’t take the decision like that, freely. Because suddenly the government’s army came to our village, and they destroyed everything, and they burnt anything. They even killed my brother.
I lost my brother during that war and it was so intensive war against our people. That’s why I jumped over the war, I wanted to protect myself, and then I ran away. […] Because I saw that some of our people going to Libya. I had experience about that route and that’s why I took the route to Libya. […]
It was so bad. It was a long road and there were no water and you must be more patient until you reach the destination. Because, there is people if you don’t have money, you have to sleep in the car. You have to cook for them, you have to do things… because the road wasn’t like this flat road over there. And there is sun. […] It is not an easy thing. As I remember we took a ship from the city I don’t remember the name in Libya, and we arrived to Mersin […] Because when we were in Libya, I called my relative – he lives in Holland, in Amsterdam – and he sent me money. Thanks to that money, I continued my journey up to here. From Mersin, we took a bus and first arrived to Istanbul Otogar, yes. And I didn’t know anything here.
It was a dream for me to come and see Istanbul because by that time, when we were kids, there was a program on the TV about Istanbul. There was a gift ticket from Sudan to Athens and then to Istanbul. […] They were showing views from Istanbul city, yes… That’s why I put it (Istanbul) in my head.
Ich habe mich nicht freiwillig für die Flucht entschieden. Die Armee der Regierung kam plötzlich in unser Dorf. Sie zerstörten und verbrannten alles. Sie brachten sogar meinen Bruder um. Sie kämpften gegen ihre eigenen Leute. Deswegen musste ich weg. Ich wollte mich selbst schützen und dann bin ich weggelaufen […] Da einige unserer Leute nach Libyen flohen und ich die Route kannte, bin ich mitgegangen. […]
Es war so schlimm. Es war eine lange Reise und es gab kein Wasser. Man wusste warten bis man das Ziel erreicht hatte. Wenn du kein Geld hattest, musstest du im Auto schlafen. Man musste kochen und anderes für sie tun. Die Straße war holprig. Und immer die Sonne. Es war nicht einfach. Ich erinnere mich daran, dass wir ein Schiff aus einer Stadt, deren Namen ich nicht mehr weiß nach Mersin (Türkei) nahmen. Noch in Libyen rief ich einen Verwandten an. Er lebt in den Niederlanden, in Amsterdam, und er schickte mir Geld. Mit diesem Geld konnte ich meine Reise fortsetzen. Von Mersin, nahmen wir den Bus und kamen am Otogar (Busbahnhof) in Istanbul an. Ich hatte keinen Plan. […]
Für mich war es wie ein Traum, in Istanbul zu sein. Als ich ein Kind war, gab es eine Fernsehsendung über Istanbul. Man konnte Tickets für eine Reise vom Sudan nach Athen und dann nach Istanbul gewinnen. Sie zeigten Impressionen von der Stadt. Darum hatte ich mir Istanbul in den Kopf gesetzt.
Majid Bolat kommt aus der Darfur-Region im Sudan und gehört zur Ethnie der Fur. Auf dem Siedlungsgebiet der Fur kämpfen seit 2003 Rebellengruppen gegen die Truppen der sudanesischen Regierung und lokalen Milizen. Durch den Konflikt starben bis heute vermutlich über 400.000 Menschen, 2,66 Millionen Menschen wurden vertrieben.
Majid Bolat floh über Libyen in die Türkei und lebt seit über zehn Jahren in Istanbul. Mittlerweile hat er einen legalen Aufenthaltsstatus. Er arbeitete in verschieden internationalen Organisationen in Istanbul. Zurzeit ist er selbstständiger Übersetzer für Englisch, Arabisch und Nyala.
In diesem Interviewabschnitt spricht er über seine Flucht aus dem Sudan, den schweren Fluchtweg über Libyen und den Grund, aus dem er seit seiner Kindheit davon geträumt hatte, nach Istanbul zu kommen.
Das Interview wurde von Elif Yenigun im Auftrag des We Refugees Archivs im Mai 2021 in einem Park in Istanbul auf Englisch geführt.